Rund 30% der CO2-Emissionen in Deutschland fallen im Gebäudesektor an. Wenn man doch dagegen nur was machen könnte! Ja, das geht, allerdings haben bisher nur wenige Personen im Baugewerbe Kontakt mit einem digitalen Gebäudezwilling gemacht. Noch nie davon gehört? Hier eine kurze Beschreibung.
Ein digitaler Gebäudezwilling durch BIM (Building Information Modeling) ist ein virtuelles Gebäude, das schon vor dem Bau am Rechner als 3D-Modell konstruiert wird. Sämtliche beteiligte Gewerke haben darauf Zugriff, so dass alle Herausforderungen ersichtlich sind und die zuständigen Personen ansprechbar, um einerseits Angebote abzugeben und andererseits vorzeitig Konstruktionsfehler zu beheben. Im virtuellen Gebäudemodell sind auch alle Materialien hinterlegt, die verbaut werden.
Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Durch die gemeinsame Vorarbeit im Modell kommt es später beim Bau weniger häufig zu Fehlern. Wenn Gewerke schon früh Absprachen miteinander treffen können, werden an den Übergängen nicht erst im Ablauf klar, dass Materialien, Maße oder Öffnungen nicht zusammenpassen. Auch andere Probleme, die an Gewerkegrenzen auftauchen können, werden so schon früh erkannt und aus dem Weg geräumt. Gesetzesänderungen, die den Bau beeinflussen, können im Gebäudezwilling sofort allen Teilnehmenden zugänglich gemacht werden. Sollte ein Stoff verboten werden, kann das entsprechende Gewerk schnell die Parameter für das Ersatzmaterial einspeisen. Durch die Exaktheit des Modells lässt sich zudem viel genauer berechnen, wovon wieviel bestellt werden muss. Auch das spart Emissionen in Herstellung sowie Transport und reduziert Verschwendung
Eine BIM-basierte Treibhausgasbilanz der Baumaterialien auf Grundlage verfügbarer Datenquellen ist mit vertretbarem Aufwand möglich! Damit können bereits im BIM-Modell konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der CO2-Bilanz von Gebäuden eingeplant werden wie z.B.:
- Reduktion des Einsatzes von Stahl und Beton z.B. durch Leichtbauweise,
- Vermehrter Einsatz von Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen,
- Verringerung des CO2-Fußabdrucks bei der Wahl der Anbieter der Bauprodukte,
- Frühzeitige Sensibilisierung aller Beteiligten (Planer, Architekten, Bauherren, Handwerker).
Beim späteren Rückbau des Gebäudes ist BIM natürlich auch von Vorteil. Die verwendeten Baustoffe können separiert und erneut für andere Gebäude benutzt werden. Der Gedanke der Kreislaufwirtschaft schließt sich hier, denn mit den Angaben über die alten Materialien, lässt sich ein neues Gebäude bzw. ein neuer Gebäudezwilling bauen.
Warum jetzt „Lern-Container“? Die Idee und auch den Einsatz von BIM gibt es schon seit ein paar Jahren. Allerdings hapert es noch an der Verbreitung. Und erst recht haben kleine Handwerksbetriebe häufig keine Kenntnis über den Umgang mit BIM. Hier haben wir gemeinsam mit 5 Forschungspartnern und 3 Praxispartnern das Projekt „MobiDik“ durchgeführt.
Um den Zugang zum BIM zu erleichtern, konnten wir bei im Bau befindlichen Zentrum für Theoretische und Integrative Neuro- und Kognitionswissenschaft (THINK) der Ruhr-Universität Bochum (Bauherr: BLB NRW) einen „Lern-Container“ aufstellen. Bis oben hin gefüllt mit digitalen Messgeräten, Tablets und VR-Brillen, um den Menschen direkt erlebbar zu machen, was BIM ist und wie es funktioniert. Mit den Messgeräten konnte die Baustelle vermessen werden, durch Schnittstellen wurden diese ins BIM geladen und später konnte man sich mit der VR-Brille im Gebäude bewegen, das man gerade vermessen hatte. Ob wir Personen mit Architekturhintergrund oder aus dem Handwerk durch Container und Baustelle führten, alle waren begeistert. Nicht nur von der Technik, sondern auch von den Einsparpotenzialen beim Einsatz; ökonomisch und ökologisch.
Als mpool haben wir für das Projekt die LernApp „BIMKOMP“ entwickelt, um die am Bau Beteiligten mit BIM hinsichtlich der Thematik zu sensibilisieren und zu schulen. In einer Selbsteinschätzung ging es darum, Angaben bezüglich BIM zu machen. Was wusste man schon, welche Dinge aus BIM konnte man sogar schon anwenden usw. Je nach Kenntnisstand fand man dann in der App „Wissensnuggets“ in Form von Videos, Schaubildern und Texten, mit denen man sein Wissen verbessern konnte. Außerdem haben wir für die Geräte im Container eine webbasierte Lernplattform erstellt, so dass auf diese direkt vor Ort zugegriffen werden konnte, um sich zum Beispiel kleine Lernvideos anzuschauen, statt sich eine Bedienungsanleitung durchlesen zu müssen.
Alles verfügbar im Google Play Store und im Apple Store!
Den Lern-Container und seine Inhalte haben IGA mbH, NUCE Consulting GmbH, ifeu GmbH, und FIT im RIF Institut für Forschung und Transfer e. V. erstellt und betreut.
Wir danken allen Beteiligten für die erfolgreiche Zusammenarbeit!
Nachhaltiger durch Digitalisierung geht auch im Großen!
PS: Auf LinkedIn gibts noch einen kleinen Bilderrundgang.